Mann nennt die Astrologie auch „Psychologie der Antike“. Ist sie vielleicht veraltet? Die Astrologin Elena Bardina-Heydemann meint in dem folgenden Interview, die Astrologie entspräche der modernen Weltanschauung viel mehr als die Psychologie und sollte längst wieder als Wissenschaft anerkannt
werden.
Frage: Frau Heydemann, was ist eigentlich Astrologie, und warum ist sie heute zutage so umstritten?
Heydemann: Astrologie ist so alt wie die Menschheit. Sie ist eine Wissenschaft und im Laufe der Geschichte wurde sie zusammen mit Astronomie in Universitäten unterrichtet, in Deutschland z.B. bis zum 18. Jahrhundert. Heutzutage möchte der Mensch autonom sein und sein Schicksal selbst bestimmen – zumindest möchte er sich diese Illusion bewahren. Dem widerspricht aber der Mystische Teil der astrologie, der mit Zyklen und Zukunftsprognosen zu tun hat. Der andere Teil ist rein psychologisch und damit hat der moderner Mensch weniger Probleme: er hat mit unseren menschlichen Eigenschaften, mit unserem Charakter zu tun. Wenn man sein Horoskop kennt, dann versteht man seine wichtigsten Bedürfnisse, seine Stärken und Schwächen – alldass, was man ohne Astrologie manchmal nur durch Zufall entdecken kann! Und so bleibt vieles ein Leben lang unentdeckt.
In Vergleisch zu Astrologie ist die heute so bedeutsam bewertete Psychologie viel weniger preziese. Astrologie man kann eigentlich „Mathematische Psychologie“ nennen – weil die menschlichen Eigenschaften mathematisch genau ausgerechnet werden.
Aber es gibt eben auch einen anderen Teil der Astrologie, der mit dem Schicksal, mit
Zukunftsprognosen zu tun hat. Viele Menschen haben Angst, dass der Astrologe ihnen ihr Schicksal nennen wird, wie die Zigeunerin es aus Karten liest.
Aber diese Vorstellung ist sehr weit von der Realität entfernt. Erstens, ist dieses Wissen leider zum großen Teil verloren, und zweitens, es ist einfach zu kompliziert! Man bräuchte schon einen persönlichen (und sehr guten) Astrologen.
Auch die Sprache der Astrologie hat sich in Jahrtausenden verändert. Ein alter Astrologe, der z.B. den Planeten Pluto in Ihrem Partnerschafts-Haus sieht, hätte wahrscheinlich gesagt, Sie würden von Ihrem Partner umgebracht – oder Sie würden ihn ermorden (alte Astrologen liebten dramatische
Formulierungen!). Heute sagen wir: Sie suchen sich als Partner eine dominante Person, jemanden mit sehr starkem Willen. Und Partnerschaft sehen Sie wahrscheinlich immer als ein Machtspiel.
Der moderner Astrologe spricht nicht von Bestimmung, sondern viel mehr von den Chancen. Ein anderes Beispiel: wenn Jupiter eine Verbindung zu Ihrem Merkur bildet, ist eine sehr gute Zeit, um z.B. einen Sprachkurs zu belegen, weil Ihr Verstand unter diesem Einfluss besonders empfänglich und wach ist.
Nicht sehr erschreckend, nicht wahr? Oder ich könnte Ihnen auch sagen, wann Sie sich mit großer Wahrscheinlichkeit verlieben werden.
Frage: (mit plötzlichem Interesse des Journalisten) UND WANN? (Antwort aus verständlichen Gründen nicht publiziert)
Heydemann: Noch ein einfaches Beispiel: wenn wir sehen, dass die Vögel gegen Süden fliegen und die Tage kürzer werden, es kälter und nebliger wird, dann sagen wir, dass es Herbst wird. Das ist das Resultat unserer Beobachtungen. Genauso, wenn wir sehen, dass sich Neptun auf Merkur befindet, sagen wir, dass die Zeit für viele Missverständnisse und Illusionen kommt. Es ist genauso ein Resultat der Beobachtungen. Dass viele Menschen Neptun nicht sehen können, spielt dabei keine prinzipielle Rolle. So wissen z.B. einige eingeborene Stamme in Afrika nichts von Satelliten und können sie auch nicht sehen, und trotzdem funktionieren die Satelliten.
Astrologie ist keine geheimnisvolle esoterische Lehre, die sich nur Eingeweihten öffnet, sondern ein Resultat jahrtausendelanger Beobachtungen, die jedem interessiertem offen stehen.
Frage: Also, werden wir von Schicksal bestimmt oder nicht?
Heydemann: Ich glaube, in dem Sinne, dass alles vorbestimmt ist – eher nicht. Es gibt
ganz sicher bestimmte kosmische Einflusse auf uns, aber es hängt sehr viel von uns ab, wie wir darauf reagieren. Meiner Meinung nach hat das Schicksal volle Macht nur über einen relativ unentwickelten Menschen, der auch astrologisch ungebildet ist und gar nicht versucht, seinen eigenen Weg zu gehen. Dieser wird allerdings vom Schicksal ganz geführt.
Schicksal gibt es in Form verschiedener Einflüsse auf uns: positive oder negative.
Eine Parallele zum Wetter erklärt es: es gibt gutes und schlechtes Wetter, und jeder versteht, dass es Unsinn wäre, bei Regen zu einem Picknick zu fahren.
Aber es gibt genau so ein „persönliches“ Wetter für jeden von uns, welches von planetaren Energien bestimmt wird – nur hier verhält sich der Mensch nicht mehr so logisch. Wenn es „gutes Wetter“ gibt, stehen die Planeten günstig zum Geburtshoroskop. Dann genießen wir das Leben und unternehmen in der
Regel gar nichts. Und bei „schlechtem Wetter“, wenn alles Mögliche schief läuft, versuchen wir verzweifelt etwas zu unternehmen, um die Situation zu ändern, obwohl es richtig wäre, genau das Gegenteil zu tun: alle wichtigen Schritte nur bei günstigen Transiten!
Ein guter Astrologe ist hier unersetzbar – es sei denn, jemand würde über so viel Intuition verfügen, dass er das alles einfach spüren kann.
Frage: Warum sind sie Astrologin geworden?
Heydemann: Ich habe mich immer sehr fur Menschen interessiert.
Auch habe ich nach objektiven Kriterien gesucht, was einige Menschen so sympathisch für mich macht? Und warum sehe ich die anderen als fremd oder
unangenehm an? Die Psychologie hat meine Fragen nicht beantwortet und ich habe weiter gesucht und die Astrologie für mich entdeckt. Denn genau damit hat die Astrologie zu tun.
Die Menschentypen unterscheiden sich voneinander fast wie Antilope, Adler, Tiger, Waale und Fledermouse! Und der Hauptgrund für Menschliche Missverstendnisse ist dass wir glauben dass unsere Bedürfnisse auch die Bedürfnisse der Andere sind. Aber der Grasshalm der füt die Giraffe ein Genuss ist wird die Löwe rausspucken! Astrologie zeigt diese Unterschiede sehr deutlisch.
Frage: Laut einer „Elle“ Umfrage glauben 68% der Deutschen, dass viele mächtige und berühmte Menschen sich von Astrologen beraten lassen. Ist das wirklich ein Luxus, den sich nur Auserwählte leisten können?
Heydemann: Nein, ich berate meine Klienten weiter auch nach der ersten ausführlichen Sitzung – sie rufen mich einfach an, ein paar Mal in Monat
vielleicht, oder kommen zu mir mit neuen Fragen.
Frage: Und wo liegt Ihr größtes Interesse in der Astrologie, ihr „Schwerpunkt“?
Heydemann: In der Analyse von Beziehungen. Es ist interessant für mich, wie sehr zwei Menschen einander beeinflussen, wie sie einander sehen, welche Eigenschaften des Partners sie stimulieren. Jeder hat eigene Vorstellungen, was er von seinem Partner erwartet, und das Horoskop zeigt es ganz deutlich, ich untersuche es als Erstes. Dann vergleiche ich die zwei Horoskope, um zu sehen, wie gut der Partner zu diesen Vorstellungen passt. Sogar die einfache Elementen – Analyse sagt sehr viel über die Partnerschaft. Z.B. ein Mensch mit viel Feuer-Energie (mit persönlichen Planeten in Widder, Löwe oder Schütze) braucht viel Aufregung, Enthusiasmus, Bewegung, Abenteuer, Action. Er kann sich in jemandem verlieben, der gar kein Feuer in sich hat. Unter bestimmten Transiten MUSS man sich einfach verlieben! Aber nach kurzer Zeit wird er so etwas wie Hunger spüren: seine Feuer-Energie wird von dem
anderen nicht „gefüttert“. Der Partner wird als zu stabil und langweilig empfunden! Genau so ist es mit allen anderen Elementen, sie müssen vom Partner „gefüttert“ werden.
Und dann komme ich zu den Aspekten zwischen den beiden Horoskopen. Jeder beeinflusst den anderen auf eigene Art.. Jemand kann Sie viel stärker, mutiger und männlicher machen, wenn er Ihren Mars berührt – oder glücklicher, genussvoller, sanfter und sogar schöner – wenn Ihre Venus in Spiel kommt. Es
fasziniert mich, diese Energieflüsse zwischen zwei Personen zu untersuchen und beschreiben!
Frage: Wie sehen Sie die weitere Entwicklung der Astrologie?
Heydemann: Ich glaube, sie wird bald wieder ihre wichtige Stellung zurück gewinnen. Es existiert schon der Ausdruck: „Astrologisch ungebildeter Mensch“! Die Gesellschaft braucht gut ausgebildeten Astrologen an vielen wichtigen Stellen. Z.B. Schulkinder, die sich für falsche Berufe entscheiden, weil sie ihre wahren Interessen und Talente noch nicht kennen, sollten auf jeden Fall eine qualifizierte astrologische Berufsberatung bekommen!
Oder Eheberatungen sollten über einen Astrologen verfügen, der nach kurze Analyse der Horoskope feststellt, ob die Beziehung wirklich so schlecht ist oder einer der Partner zur Zeit einen schwierigen Transit hat, der aber in drei Monaten vorbei ist!
Astrologie ist sehr modern wegen Ihrer hohen Toleranz, weil sie so individuell ausgerichtet ist. Sie beschreibt, wie unterschiedlich wir alle sind: In grundverschiedenen Motivationen, Einstellungen, Wünschen.
Statt dessen sind schon fast alle Bereiche unseres Lebens in den letzten 100 Jahren „psychologisiert“ worden – Behörden, Schulen, Gerichte, sogar unsere tägliche Sprache. Und die Psychologie unterstellt allen Menschen mehr oder weniger gleiche Bedürfnisse und Prägungen, jede Abweichung von „normal“
sieht sie als Komplex, der behandelt werden sollte. 25% aller Menschen brauchen Psychotherapie, sagen die Psychologen! Und viele leiden daran, sehen sich als „abnormal“, therapiebedürftig! Astrologie hingegen sagt: es gibt gar keine „Normalität“ in diesem Sinne, jeder ist anders und jeder ist normal auf sine eigene Art.
Dafür noch ein einfaches Beispiel: Ein Mann kommt zum Psychologen, weil er keine Partnerin hat „Warum bin ich alleine?“ lautet seine Frage. Der Psychologe macht mit ihm viele Sitzungen. Um herauszubekommen, was der Grund dafür sein könnte, befragt der den Mann nach seiner frühen Kindheit (die dieser leider vergessen hat), auf der Suche nach einem Schockerlebnis oder etwas ähnlichem.
Wenn derselber Mann zu einem Astrologen kommt , macht dieser sein Horoskop und sagt vielleicht nach 5 Minuten: „Sie brauchen keine Partnerin. Dieses Thema ist für Sie unwichtig, es ist ganz normal für Sie, alleine zu sein. Machen Sie sich darüber keine Sorgen“.
Um es mit Stephen Arroyo, einem bekannten amerikanischen Astrologen, von dem dieses Beischpiel stammt, zu sagen: ich glaube, die moderne Psychologie – und auch die moderne Gesellschaft -„..braucht einen kosmischen Bezug, um sich mit den Energien und Lebensprinzipien auseinandersetzen zu können, die im Menschen als Kind des Kosmos wirksam sind“.
Bedauerlich, dass die Meisten mit Astrologie nur die Kurzhoroskope in der Tageszeitung verbinden, die kaum jemand ernst nehmen kann, sie haben nur wenig mit Astrologie zu tun..
Die Zeit ist gekommen, zu begreifen, dass der Mensch ein Teil des Kosmos ist und sich nicht unabhängig hiervon sehen soll. Alles hängt miteinander zusammen. Intakt mit dem kosmischen Rhythmus zu bleiben, anstatt ihn zu ignorieren oder gar dagegen zu kämpfen, bringt viel mehr Erfolg. Und die
Astrologie mit ihrem jahrtausend alten Wissen, das von vielen Generationen von Astrologen immer weiter entwickelt wurde, kann den Menschen auf seinem Weg weiterbringen.